Lahm rettet Deutschland ins EM-Finale – 3:2 gegen Türkei

Die Deutsche Nationalmannschaft hat sich mit einem 3:2 (1:1)-Sieg gegen die Türkei quasi ins Finale der EM 2008 in Österreich und der Schweiz gezittert. Dabei sah es erneut danach aus, als würden die Last-Minute-Türken wieder zuschlagen, denn Semih Sentürk schlug in der 86. Minute zu und markierte den Ausgleichstreffer. Doch dann war es Philipp Lahm, der in der 90. Minute den 3:2-Endstand herstellte.

Mit seinem dritten Länderspieltreffer konnte der Bayern-Akteur einen zweiten Halbfinal-Alptraum wie vor zwei Jahren bei der WM im eigenen Land verhindern. Somit geht die schwarz-rot-goldene Party bis zum EM-Finale weiter. Der Gegner wird im morgigen Halfinale zwischen Spanien und Russland ermittelt.

Die 39.374 Fußball-Fans im Baseler St. Jakob-Park, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, sahen wie Bastian Schweinsteiger in der 26. Minute den Führungstreffer durch Ugur Boral (22.) ausglich. In der 79. Minute war es Miroslav Klose, der mit seinem zweiten EM-Treffer die 2:1-Führung erzielte. Danach bewiesen die bärenstarken Türken erneut ihre unglaubliche Fähigkeit, scheinbar schon verlorene Spiele zu kippen. So war es Semih Sentürk in der 86. Minute, der mit seinem dritten Turnier-Tor den 2:2-Ausgleich erzielte. Mit dem Sieg im EM-Halbfinale und den damit zusammenhängenden Einzug in das Finale sicherten sich die DFB-Akteure 150.000 Euro Prämie, bei einem Final-Sieg kommen noch mal 100.000 Euro hinzu.


Dabei war der erste Sieg in einem Länderspiel gegen die Türken nach 16 Jahren aber ein schwerer Gang. Denn über weite Strecken der Begegnung fand die Truppe von Coach Jogi Löw überhaupt keine Einstellung zum Gegner, der taktisch sehr diszipliniert auftrat und erneut tolle Moral bewies. Der Trainerstab um den im Viertelfinale in eine Loge verbannten Bundestrainer ließ die selbe Elf wie im Portugal-Spiel auflaufen. Dabei standen die Akteure dem türkischen 4-1-4-1-System beinahe hilflos gegenüber, ging aber auch nicht entschlossen genug in die Zweikämpfe. Die Defensivabteilung offenbarte, nach zuletzt solider Leistung, erneut eklatante Schwächen. Auch bekam der Matchwinner Lahm Kazim nicht richtig in den Griff und auch Arne Friedrich hatte so seine Probleme auf der rechten Seite mit dem Torschützen Ugur. Auch Christoph Metzelder und Per Mertesacker verloren das ein ums andere Mal die Orientierung.

Lukas Podolski und Schweinsteiger lieferten erneut eine solide Leistung ab. Nicht zum ersten Mal blieb Nationalmannschafts-Kapitän Michael Ballack hinter den Erwartungen. So konnte er überhaupt keinen Einfluss auf die Partie nehmen. Allerdings hatte Ballack auch in Mehmet Aurelio einen unangenehmen Schatten an seiner Seite, der ihm nicht einen Zentimeter Raum ließ. Simon Rolfes, der in der Pause wegen einer Platzwunde an der Schläfe gegen Frings ausgewechselt werden musste, fand gar nicht ins Spiel.

Die rund 18.000 Anhänger der deutschen Truppe sahen sich beim ersten EM-Halbfinale einer deutschen Mannschaft seit 12 Jahren an die 1:2-Pleite gegen Kroatien erinnert. Während die durch die Ausfälle von neun verletzten oder gesperrten Spielern personell arg geschwächten Türken respektlos in die Partie gingen, ließ die in Bestbesetzung spielende deutsche Elf jegliche Ordnung vermissen. Eine Unachtsamkeit von Lahm legte dabei unfreiwillig gegen den erneut stark aufspielenden Hamit Altintop den Ball zur ersten Möglichkeit in der 8. Minute auf. In der 13. Minute, als sich die deutsche Defensivabteilung im kollektiven Tiefschlaf befand, feuerte Kazim das Spielgerät aus rund 14 Metern an den Querbalken. Kurz darauf verfehlte Semih knapp das deutsche Tor.


Simon Rolfes wird nach einem
Zweikampf am Kopf behandelt

Wenig später gingen die Kicker mit dem Halbmond auf dem roten Trikot, die dreimal im Turnierverlauf einen schier aussichtslosen Rückstand aufgeholt hatten, zum ersten Mal vor der Pause selbst in Führung. Sabri nahm einen Einwurf auf und flankte in den Sechzehner, wo Kazim den Ball erneut an die Latte setzte. Doch diesmal konnte Ugor den Abpraller zum 1:0 über die Linie befördern. Die Führung sollte allerdings nur vier Minuten anhalten. Mit dem ersten gelungenen Spielzug der Löw-Schützlinge erzielte Schweinsteiger, nach glänzender Vorarbeit in Portugal-Manier von Podolski, den schmeichelhaften Ausgleich. In der 34. Minute verpasste Poldi nach einem Konter sogar die mögliche Führung.

Das Löw von seinem 4-2-3-1-System nicht abwich, zahlte sich auch zu Beginn der zweiten 45 Minuten nicht aus. In der 51. Minute forderten die deutschen Kicker nebst Anhang vergeblich Elfmeter, nachdem Sabri den Vorstoß von Lahm im Strafraum nur regelwidrig bremsen konnte. Doch der Pfiff vom Schweizer Schiedsrichter Massimo Busacca blieb unverständlicherweise aus. Während die DFB-Auswahl weiter ohne Konzept spielte und mit Distanzschüssen wie dem von Thomas Hitzlsperger (73.) ihr Glück suchte, blieben die Türken das Team mit mehr Ballsicherheit.

Lahm erzielt in der 90. Minute den 3:2-Siegtreffer

(dpa)