EM Finale: In Berlin ist “alles dicht”

Früh wie noch niemals zuvor zog in der Hauptstadt Berlin der Fußball-Fan in Richtung der Fan-Meile: Bereits fünf Stunden vor dem Startschuss des EM-Finales bei der Endrunde in Österreich und der Schweiz fanden sich die ersten zum Public Viewing ein.

Nur kurze Zeit später begann der große Ansturm der rund 500.000 Fans. Dreieinhalb Stunden vor dem Anpfiff hieß es von Seiten der Ordnungshüter “Alles dicht.”

Nicht einmal bei der Weltmeisterschaft 2006 im eigenen Land war der Andrang so massiv und zügig als nun zum Abschluss der EURO.
Bei bestem Wetter waren die Sanitäter schnell in Sorge: “Wir haben so früh wie noch nie erste Besucher mit Kreislauf-Problemen. Viele Fans haben zu wenig gegessen und getrunken, Alkohol fließt, und die Sonne gibt den Rest dazu..” Bereits drei Stunden vor dem Finale landeten laut DRK drei Fußball-Begeisterte im Krankenhaus.


Weiterhin gaben die Ersthelfer an, dass die Stimmung “deutlich unruhiger als beim Halbfinale gegen die Türken” war. Denn es setzte erstes Geschubse und Gedrängel um die guten Plätze vor den vier Großbildleinwänden ein. Zudem drängten sich von außen immer mehr enttäuschte Fans rein. In der Nähe der Siegessäule stürzte zwei Bauzäune um, aber die mit 1.600 Beamten anwesende Polizei hatte die Lage nach eigenen Angaben zügig unter Kontrolle. “Es gibt keinen Grund zur Sorge. Wir erwarten ein friedliches Fußballfest“, so Sprecher Bernhard Schodrowski.

Vor den Sperren war der Ärger aber ziemlich groß. “Unsere Laune ist im Tiefkeller“, schimpfte eine Frau aus dem brandenburgischen Erkner, die mit Mann und fünf Kindern den 55. Geburtstag von Tante Uta auf der Fanmeile feiern wollte und abgewiesen wurde. Den Tränen nahe waren nahe dem Reichstag ein 91-jähriger Berliner und eine 50- jährige Berlin-Touristin aus Stuttgart. “Dreieinhalb Stunden vorher zuzumachen, das finde ich schon sehr übertrieben“, sagte sie und suchte sich eine Kneipe mit TV-Übertragung. Die Veranstalter hatten sich nicht auf eine zusätzliche Verlängerung der Fanmeile über die 1,2 Kilometer hinaus verständigen können.


Alle die, die es auf die Fanmeile geschafft hatten, verbreiteten stundenlang absolute Siegesgewissheit. “Fiiinaaale, Fiiinaaale, ohohohoho”, erklang der Schlachtgesang. Schwarz-rot-gold dominierte überall, zahlreiche Frauen trugen die Flagge als Kleid, tausende Fans hatten sich mit den Deutschland-Farben geschminkt, aber nur wenige trugen schwarz-rot-gold auf der linken und die spanischen Farben rot- gelb auf der rechten Wange. Pech im heißen Sonnenlicht hatten einige Fans mit Glatze, die sich die schwarz-rot-goldenen Farben ganz oben auf die Haut auftragen ließen. Die Solidaritätsbekundung schmolz rasch dahin.

Auf der Fanmeile freuten sich viele auf die Party im Doppelpack. “Morgen kommen wir wieder”, hieß es allerorten. Denn schon an diesem Montag (14.30 Uhr) möchte sich die deutsche Mannschaft an gleicher Stelle in Berlin unabhängig vom Final-Ausgang für die Unterstützung der Fans während der EM bedanken. Im Tiergarten hatten zahlreiche Fans wie in Indianerdörfern schon mehrere Zelte aufgebaut, um für den Montag die besten Plätze zu haben. Vor einigen Zelten waren tragbare Fernseher und Laptops aufgebaut. “Wir kucken uns das Spiel lieber hier an, dafür ist es uns auf der Meile zu voll, wichtiger ist, wenn die Spieler morgen selbst kommen“, sagte ein junger Mann aus Gera. Er sei schon “zu DDR-Zeiten immer der deutschen Mannschaft hinterhergefahren“. (dpa)