EM 2008: Ballack für das Finale fraglich

Schock im deutschen Lager: National-Coach Joachim Löw überlegt offenbar schon Alternativen für den verletzten Mannschaftskapitän Michael Ballack.

Zwar bestehe noch Hoffnung, dass der 31-jährige Mittelfeld-Akteur im Endspiel der EM in Österreich und der Schweiz gegen Spanien trotz muskulärer Probleme in der rechten Wade noch auflaufen kann, aber die wären “nicht groß“, betonte der Übungsleiter am Abend in Wien. “Es war heute nicht daran zu denken, dass er trainieren kann“, so Löw, der bereits einen Plan-B entwickelt hat. “Da gibt es zwei Möglichkeiten: Tim Borowski oder Bastian Schweinsteiger können diese Position spielen.”

Die Nachricht weckte sofort Erinnerungen an die WM 2006 im eigenen Land. Dort musste Ballack wegen einer Wadenverletzung das Eröffnungsspiel ausfallen lassen. Wie ernst die Lage um den Kapitän ist, der 2002 das WM-Finale gegen Brasilien (0:2) gesperrt verpasste, ließ die sportliche Abteilung einen Tag vor dem Endspiel im Wiener Ernst-Happel-Stadion nur vermuten, denn das Geheimtraining noch in Tenero ließ Ballack schon ausfallen, wovon man die Öffentlichkeit erst gar nicht in Kenntnis gesetzt hat.


Wir geben die Hoffnung nicht auf“, so Teammanager Oliver Bierhoff in einem Interview mit der ARD. Die medizinische Abteilung behandle den Kapitän permanent, hieß es. Wie Bierhoff schilderte, habe der laufstarke Spieler am Freitag bereits “einen Druck in der Wade verspürt.”

Trotz der fraglichen Sache um Ballack – Deutschland ist bereit zur größten Titelparty aller Zeiten. “Jetzt wollen wir auch den letzten Schritt gehen“, sagte Löw vor dem sechsten EM-Endspiel einer DFB-Auswahl. Gegenüber der ARD mimte er erneut den Hellseher. “Wir gewinnen“, versprach er.

Joachim Löw (l) lässt seine Spieler ackern.

Löw berichtete, er habe sich nach intensiven Beratungen mit Chefscout Urs Siegenthaler “einige Ideen” einfallen lassen, “damit wir die spanischen Stiere ins Leere laufen lassen“. Trotz der Sorgen um seinen Kapitän versprühte der Bundestrainer große Vorfreude auf das bedeutendste Spiel in seiner Trainer-Laufbahn: “Ich freue mich wahnsinnig. Ganz Europa schaut auf dieses Spiel.”

Franz Beckenbauer erwartet ein von der Taktik geprägtes Spiel: “Aber es ist ein absoluter Fußball-Klassiker, auf den wir uns sehr freuen können“, sagte der ehemalige DFB-Teamchef wenige Stunden vor dem Anpfiff der dpa. Nach 42 gemeinsamen Tagen, vielen schweißtreibenden Trainingseinheiten und fünf aufwühlenden Turnier- Spielen kann sich die deutsche Mannschaft im Finale selbst krönen. “Wir wollen am Montag mit dem Pokal nach Berlin fliegen“, verkündete Kämpfer Torsten Frings auch im Namen seiner 22 Kollegen.


Der 31 Jahre alte Bremer wird trotz eines Rippenanbruchs wieder von Beginn an spielen, wie Löw bestätigte: “Daraus braucht man kein Geheimnis zu machen.” Frings habe die Zweifel, dass ihn die noch nicht ausgeheilte Verletzung zu stark beeinträchtigen könnte, im Training ausräumen können. Für Frings dürfte Simon Rolfes aus der Startelf fallen. Ansonsten schickt Löw wohl die Startelf vom 3:2- Halbfinal-Sieg gegen die Türkei auf den Rasen der Arena im Wiener Prater. “Es wird ein Geduldsspiel werden. Ein frühes Tor würde sehr helfen. Aber sie werden sich gegenseitig belauern und vielleicht auch neutralisieren“, sagte Beckenbauer voraus. Löw fordert mehr als nur Kampf von seinen Spielern: “Wir brauchen auch die spielerische Komponente.”

Joachim Löw unterhält sich mit Stürmer Miroslav Klose.

(dpa)