Die Woche der Nobodys

Wer wusste vor einer Woche, wer Mirko Slomka ist? Wer hatte jemals von Hanspeter Latour gehört? Wenn nicht, dann braucht man nicht gleich anfangen an seinem Fussball-Verstand zu zweifeln. Selbst Insider der Branche haben Probleme, die Namen des neuen Trainers von Schalke 04 und des frisch berufenen Coaches des 1.FC Köln unfallfrei zu buchstabieren. Als Köln die Geheimwaffe auf der Schweiz vorstellte, titelte eine recht bekannte Tageszeitung: “Hanspeter wer?” Es war die Woche der Nobodys in der Fussball-Bundesliga.
Bereits nach jeweils einer Pressekonferenz zeichnete sich erstaunliches ab: Beide könnten eine Bereicherung für die von Langweilern und Phrasendreschern dominierte Bundesliga sein. Slomka stieg durch entwaffnende Ehrlichkeit (“Ich war mir sicher, dass ich entlassen werde”) zum Sympathieträger auf. Und Latour brillierte in Köln mit einem von Charme, Witz und Ironie sprühenden Auftritt.
Die Verantwortlichen nun für ihren Mut zu beglückwünschen, wäre aber unangebracht. Beide Clubs preisen ihre neuen Fussbal-Lehrer als “Wunschkandidaten”, was jedoch eine glatte Lüge ist. Schalke wollte Hitzfeld oder Daum, Köln bekniete Sammer und Rangnick. Und nur, weil sich die üblichen Verdächtigen nicht erbarmten, schlug die Stunde der Nobodys.
Allerdings: Ihre Zeit könnte schon bald wieder abgelaufen sein. Denn ei der ersten Krise werden sich die sensiblen Profis nicht selbst hinterfragen, sondern die Schuld, wie üblich, bei ihren Vorgesetzten suchen. Dann wird sich herausstellen, dass der ulkige Dialekt des Kölner Coaches doch irgendwie leistungshemmend wirkt. Und den Schalker Millionären wird einfallen, dass sie sich von einem, der nicht mal Profi war, überhaupt nichts sagen lassen müssen.
Ersetzt werden sie durch die altbewährten Langweiler (Hitzfeld), die chronisch Schlechtgelaunten (Sammer) und Schaumschläger (Toppmöller). Schade um die Nobodys.